Richtfest Brenner-Ebert1Eine schöne Tradition, die bis ins 14. Jahrhundert zurückgeht, ist das Richtfest. Der neu aufgerichtete Dachstuhl wird mit dem Richtbaum geschmückt. Der Richtspruch, der vom Zimmermann gehalten wird, ist zum einen ein Dank an Architekt und Bauherr, zum anderen eine Bitte um Gottes Segen für das Haus. Im Anschluss an den Richtspruch wird das Richtfest gefeiert, das vom Bauherrn ausgerichtet wird als Dank an die beteiligten Handwerker.

Mit Gunst und Verlaub!
Die Feierstunde hat geschlagen,
es ruhet die geübte Hand.
Nach harten, arbeitsreichen Tagen
Grüßt stolz der Richtbaum nun ins Land.
Und stolz und froh ist jeder heute,
der tüchtig mit am Werk gebaut.
Es waren wackre Handwerksleute,
die fest auf ihre Kunst vertraut.
Drum wünsche ich, so gut ich´s kann,
so kräftig wie ein Zimmermann,
mit stolz empor gehobnem Blick
dem neuen Hause recht viel Glück.

 

Wir bitten Gott, der in Gefahren
Uns allezeit so treu bewahrt,
Er mög´das Bauwerk hier bewahren
Vor Not und Schaden aller Art.
Nun nehm´ ich froh das Glas zur Hand,
gefüllt mit Wein bis an den Rand,
und mit dem feurigen Saft der Reben
will jedermann die Ehr´ ich geben,
wie sich´s nach altem Brauch gebührt,
wenn so ein Bau ist ausgeführt.
Das erste Glas der Bauherrschaft:
Hoch soll sie leben     Hoch! Hoch! Hoch!
Das zweite Glas dem Architekten:
Hoch soll er leben       Hoch! Hoch! Hoch!
Nun ist das Glas wohl ausgeleert
Und weiter für mich nichts mehr wert,
drum werf´ ich es zu Boden nieder –
zerschmettert braucht es keiner wieder;
doch Scherben bedeuten Glück und Segen
der Bauherrschaft auf allen Wegen!